Welche Rolle spielen Verbraucherthemen beim Ankommen in Deutschland? Wie kann Verbraucherschutz für Geflüchtete gestärkt werden? Um diese und andere Fragen ging es bei der Fachtagung am 22. November 2018 in Potsdam. Zusammengefunden hatten sich rund 45 Vertreter aus den Bereichen Integration und Verbraucherschutz.

Zur Fachtagung am 22. November 2018 in Potsdam hatte die Verbraucherzentrale Brandenburg eingeladen. Diese stand unter der Schirmherrschaft von Stefan Ludwig (Verbraucherschutzminister des Landes Brandenburg). Seit 2017 unterstützt die Verbraucherzentrale Geflüchtete mit mehrsprachiger Beratung, Vorträgen und Verbraucherinformation im Konsumalltag. Mit der Fachtagung wurde ein Diskurs zu der Frage begonnen, welchen Beitrag Verbraucherschutz zur Integration von Neu-Brandenburgern leisten kann.
Dr. Christian A. Rumpke, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Brandenburg, eröffnete die Fachtagung. Mehrere Impulsvorträge beleuchteten das Thema Integration und Verbraucherschutz am Vormittag aus verschiedenen Perspektiven:
- Aus einer Migrationsberatungsstelle in Potsdam berichtete Uta Amme (Diakonisches Werk) von den täglichen Fragen und Problemen von Geflüchteten, wie zum Beispiel zu hohe Energiekosten, an der Haustür geschlossene Verträge oder im Internet bestellte Kreditkarten.
- Über Partizipation und Konsumkompetenz von Geflüchteten sprach im Anschluss Dr. Katharina Witterhold (Universität Siegen). Verbraucherkompetenz müsse im Kontext von Kultur und unterschiedlicher Konsumsozialisation in den Herkunftsländern betrachtet werden, so Witterhold.
- Über Lösungsansätze und Erfahrungen bei der Verbraucherarbeit konnte aus dem Projekt „Verbraucherberatung für Geflüchtete“ berichtet werden. Laura Ströbel (Verbraucherzentrale Brandenburg) sprach über häufige Themen aus der Verbraucherberatung und die Informationsangebote der Verbraucherzentrale.
Die Diskussionsrunde im zweiten Teil der Tagung bot Gelegenheit, weitere Fragen und Ideen, auch aus dem Publikum, aufzunehmen. Auf dem Podium erzählte Fadi Sujaa (Mosaikstein e.V.) aus eigener Erfahrung: Auch er hatte Schwierigkeiten mit der Eröffnung eines Kontos und mit Verträgen, erfuhr aber erst durch einen Freund von der Verbraucherzentrale.
Doch wie sollten Informationen vermittelt werden? Um diese Frage ging es immer wieder, und das auch in Bezug auf die Sprache. Wann sollte es mehrsprachige Angebote geben und wann sollte Verbraucherinformation auf Deutsch erfolgen? Letzteres gilt in jedem Fall für Integrationskurse, über deren Aufgabe Jenny Manzek (Volkshochschule Teltow-Fläming) sprach. Spracherwerb sei Bedingung für das Verstehen von Informationen und so für das Leben in Deutschland.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab Dr. Heike Richter (Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz) einen Ausblick auf die Zukunft des Verbraucherschutzes für Geflüchtete in Brandenburg. Das Ministerium unterstütze die Arbeit der Verbraucherzentrale für Geflüchtete und setze sich für eine Fortführung ein.
Die Fachtagung hat gezeigt, dass beim Ankommen im Verbraucheralltag nicht alles reibungslos abläuft. Viele Problemlagen treffen gebürtige Deutsche genauso wie neu Zugewanderte. Doch die Anforderungen an den Verbraucherschutz unterscheiden sich: Für Geflüchtete sind mehrsprachige Angebote und präventive Verbraucherinformation notwendig, die auf die Zielgruppe eingehen. Bedarfe wurden aber nicht nur bei Geflüchteten gesehen. Auch Anforderungen an Unterstützungsangebote wurden identifiziert: Sie sollten Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Zudem sollten Institutionen zu neuen Verbraucherinnen und Verbrauchern Vertrauen aufbauen.
Die Veranstaltung wird gefördert durch das Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg.