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ETF für Anfänger: Die häufigsten Fragen einfach erklärt

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Was sind ETFs, wieso eignen sie sich so gut für die Altersvorsorge und worauf sollten Sie als Einsteiger:in achten? Finanzexperte und Ratgeber-Autor Niels Nauhauser beantwortet die häufigsten Fragen rund um ETFs.
Eine Hand, die ein Smartphone hält, auf dem "ETFs, MSCI World" und "Kaufen" und "Verkaufen" zu lesen ist
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Foto von Niels Nauhauser

ETFs sind aktuell in aller Munde. Die börsengehandelten Fonds ermöglichen auch Laien, an der Börse aktiv zu sein. Dennoch sind viele Menschen unsicher und befürchten, etwas falsch zu machen. Auch in die Beratungsstellen der Verbraucherzentralen kommen immer mehr Menschen, die Fragen zu ETFs haben und sich Unterstützung bei der Altersvorsorge mit ETFs wünschen.

Um Ihnen als Anfänger:in den Einstieg in ETFs zu erleichtern, beantwortet Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und Autor des Ratgebers "ETF als Geldanlage und Altersvorsorge" die häufigsten Fragen aus dem Beratungsalltag. 

Ich bin ETF-Anfänger:in. Was ist ein ETF?

ETF steht für Exchange-Traded-Fund, also für einen Investmentfonds, den man an der Börse handeln kann. Häufig werden ETFs auch mit sogenannten Indexfonds gleichgesetzt. Das sind Fonds, die einen bestimmten Börsenindex wie zum Beispiel den DAX nachbilden. ETFs, die einen Index nachbilden, bieten gegenüber klassischen Fonds zwei wesentliche Vorteile: Sie kosten beim Kauf weniger, weil kein Ausgabeaufschlag anfällt (sonst üblich ungefähr 5 Prozent), und die laufenden Verwaltungsgebühren viel niedriger sind (üblich 1,5 bis 2 Prozent, bei ETFs oft nur 0,2 Prozent), weil sie nur einen Index nachbilden.

So erhöht sich beispielsweise bei einem Sparplan von 100 Euro im Monat in ETFs mit weltweiter Streuung in Aktien der mögliche Ertrag nach 40 Jahren durch die Kostenersparnis von 54.600 auf 96.500 Euro. Das ist fast eine Verdoppelung gegenüber den typischen Produkten, die gerne gegen Provisionen verkauft werden.

Ich habe noch nie an der Börse investiert. Welche ETF-Anfängerfehler sollte ich vermeiden?

Das Wichtigste ist, an einer breit gestreuten Anlagestrategie festzuhalten. Lassen Sie sich nicht von der täglichen Flut an Börsennachrichten, Investment-Newslettern, Finfluencern auf Instagram oder Vergleichsportalen verunsichern. All diese Inhalte verfolgen nur das Ziel, Ihnen irgendetwas zu verkaufen. 

Ganz wichtig: Investieren Sie kein Geld in Aktien-ETFs, das Sie in den nächsten Jahren dringend brauchen. Die Börse schwankt – und damit auch der Wert Ihrer Aktien-ETFs. Wenn Sie zum Beispiel in drei Jahren 25.000 Euro für ein neues Auto brauchen, kann es sein, dass Ihre Aktien-ETFs nur bei 15.000 Euro stehen. Irgendwann steigen die auch wieder im Wert, aber das kann auch mal etwas länger dauern. 

Unser Artikel Welche Vorteile und Nachteile haben ETFs? informiert Sie ausführlich über Chancen und Risiken von ETFs und weist auf Verkaufsmaschen hin. Auch mit unserem ETF-Ratgeber sind Sie bestens gewappnet für Ihren Börsenstart.

Wie wähle ich einen ETF aus? Welche ETFs empfehlen die Verbraucherzentralen?

Viele glauben, dass sie beim Investieren in Aktien nur dann erfolgreich sind, wenn sie gezielt die "guten" Aktien auswählen und die "schlechten" meiden. Doch das ist ein Irrtum. Ein anschauliches Bild bringt die Idee von ETFs auf den Punkt: "Suche nicht nach der Nadel im Heuhaufen – kaufe einfach den ganzen Heuhaufen!" Dieses Bild stammt von John Bogle, dem Gründervater der Indexfonds für Privatanleger. Und tatsächlich: Dieser Ansatz funktioniert.

Am besten wählen Sie daher ETFs, die einen weltweiten Aktienindex abbilden. So nehmen Sie am Erfolg Tausender Unternehmen weltweit teil. Diese ETFs sollten die Basis Ihrer langfristigen Geldanlage und Altersvorsorge sein. Sie sind kostengünstig und garantieren eine breite Risikostreuung. Wer möchte, kann das hohe Gewicht der USA in diesen Indizes durch ein oder zwei zusätzliche ETFs etwas reduzieren. Das sind aber Feinheiten, die für den langfristigen Erfolg nicht so entscheidend sind. 

Besonders geeignet für eine langfristige Anlagestrategie sind etwa die Indizes MSCI ACWI IMI, FTSE All-World oder Solactive GBS Global Markets Large & Mid Cap.

Wie eröffne ich per App ein Depot und wie kann ich ETFs kaufen? Ist das auch sicher?

Um ETFs zu kaufen, müssen Sie ein Depot eröffnen. Ein Depot ist wie ein Schließfach bei einer Bank. Dort wird Ihr Geld sicher und getrennt vom Vermögen der Bank für Sie aufbewahrt. Am preiswertesten sind Direktbanken und Neo-Broker. Die Depoteröffnung erfolgt online über das Smartphone oder am Computer. Sie benötigen dazu Ihren Personalausweis und Ihre persönliche Steuernummer. In unserem ETF-Ratgeber finden Sie eine Checkliste für den Depotvergleich sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Ihre Anlagestrategie. 

Wie kann ich mit ETFs Vermögen aufbauen und Altersvorsorge betreiben?

Sie müssen den sogenannten Zinseszinseffekt für sich arbeiten lassen und viele Jahre Geduld haben. Wenn Sie für eine Anlage von 100 Euro eine Rendite von 7,5 Prozent erhalten, sind das im ersten Jahr 7,50 Euro. Im nächsten Jahr erhalten Sie 7,5 Prozent bereits auf 107,50 Euro, was den Ertrag auf 8,06 Euro steigert. Von Jahr zu Jahr steigt somit der jährliche Vermögenszuwachs. Basierend auf den Daten der letzten 50 bis 200 Jahre kann man guten Gewissens von einer nominalen Rendite von 7,5 Prozent pro Jahr ausgehen. Solche Berechnungen kann jeder mit frei im Internet verfügbaren ETF-Sparplan-Rechnern selbst durchführen.

Gibt es nachhaltige ETFs?

Das ist eine schwierige Frage, denn jeder versteht etwas anderes unter Nachhaltigkeit. Selbst Rating-Agenturen kommen bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Aktiengesellschaften zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ob ETFs, die als nachhaltig beworben werden, tatsächlich dazu beitragen, unsere Wirtschaft nachhaltiger zu machen, ist umstritten. Insgesamt ist die Gefahr des Greenwashings also groß, insbesondere weil es für Anleger:innen nicht so einfach zu erkennen ist.

Sollte ich bei den aktuell hohen Kursen noch in ETFs investieren?

Ja! Wenn man aus 200 Jahren Börsenentwicklung in den USA und 123 Jahren Börsenentwicklung in 21 Ländern eine Lehre ziehen will, dann diese: Auf ein Hoch folgte unweigerlich irgendwann das nächste. Lassen Sie sich nicht von Fondsmanagern und vermeintlichen Börsenexpert:innen verunsichern, die vor dem nächsten Crash warnen oder behaupten, die Anlagestrategie "Kaufen und Liegenlassen" funktioniere nicht mehr. Das Gegenteil ist richtig: Abweichungen von dieser Strategie sind riskant, weil sie auf Dauer zu Renditeeinbußen führen. 

Wann und wie verkaufe ich ETFs? Muss ich Steuern auf den Gewinn zahlen?

Verkaufen Sie ETFs am besten in dem gewünschten Umfang einfach dann, wenn Sie das Geld anderweitig brauchen. Es ist aussichtslos, den besten Zeitpunkt zu erwischen, also warten Sie nicht darauf. Zwei Werktage nach dem Verkauf ist das Geld auf Ihrem Konto. Dank des Sparerpauschbetrags fallen derzeit während der Haltedauer keine Steuern an, sofern Sie nicht mehr als 70.000 Euro in Aktien-ETFs investiert haben und keine sonstigen Zinseinkünfte erzielen. Die laufenden Erträge sind dann steuerfrei. Erst beim Verkauf werden die Kursgewinne versteuert. Bei Aktien-ETFs bleiben sogar 30 Prozent der Kursgewinne steuerfrei. Vom restlichen Kursgewinn werden Abgeltungssteuer und Solidaritätszuschlag einbehalten, zusammen sind das 26,375 Prozent. Mit Kirchensteuer sind es knapp 28 Prozent. Die Bank zieht die Steuern automatisch ein. 


Cover des Ratgebers "ETF als Geldanlage"

Sie möchten sich tiefergehend informieren?

Der ETF-Ratgeber enthält alles, was Sie wissen müssen, um den Vermögensaufbau in die eigene Hand zu nehmen: Der Ratgeber erklärt, was ETF sind und warum sie die erste Wahl bei Geldanlage und Altersvorsorge sein sollten. Und er zeigt, wie sich gute und günstige ETFs finden lassen und worauf es dabei ankommt. Praxisnah werden alle Schritte von der Auswahl über den Kauf bis hin zum Verkauf und lebenslangem Entnahmeplan erläutert.


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