Wie sehr sind die Preise wirklich gestiegen?
Die Verbraucherzentrale NRW beobachtet kontinuierlich die Marktlage aus Sicht der Verbraucher:innen. In Marktchecks und -analysen deckt sie regelmäßig erhebliche Preisschwankungen auf. Zuletzt untersuchte sie, wie die Kosten für Weihnachtsgerichte gestiegen sind. Informationen dazu finden Sie im verlinkten Beitrag.
Neben den gestiegenen Energiekosten spüren Verbraucher:innen die Inflation ganz klar bei Lebensmitteln. Wie die Grafik verdeutlicht, hat sich das allgemeine Preisniveau bei Lebensmitteln insgesamt stark erhöht. Im Mai entsprach die Preissteigerung bei Lebensmitteln nach den Daten des Statistischen Bundesamtes 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Gesamtinflationsrate bei 2,4 Prozent lag.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Das Statistische Bundesamt erhebt die Preise für hunderte Produkte und Dienstleistungen eines festgelegten Warenkorbs und berechnet daraus den allgemeinen Verbraucherpreisindex. Auch für Nahrungsmittel wird ein solcher Index gebildet. Als Basis ist derzeit das Jahr 2020 mit 100 Punkten gesetzt. In der Abbildung oben ist leicht erkennbar, wie sich die Nahrungsmittelpreise seither entwickelt haben und dass sie deutlich stärker steigen als der allgemeine Verbraucherpreisindex.
Die Lebensmittelpreise steigen aber nicht erst seit einem Jahr, sondern bereits seit dem Sommer 2021. Wenn man die Preise im Mai 2024 mit der Zeit vor den Preisschocks ab Juni 2021 vergleicht, ergibt sich sogar eine Steigerung um über 29 Prozent. Die Lebensmittelpreise bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau und waren seit März 2023 sogar die Haupttreiber der hohen Inflationsrate.
In der nachfolgenden Grafik sehen Sie, wie sich die Preise einiger Beispielprodukte in den letzten Monaten verändert haben. Die Teuerung betrifft alle Lebensmittelgruppen einschließlich Grundnahrungsmittel – was den aktuellen Preisanstieg so problematisch macht.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Was verursacht die aktuellen Preissteigerungen?
Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben höher als in der Vergangenheit, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln lag seit April 2022 höher als die allgemeine Inflationsrate.
Doch schon längst sind nicht mehr alle Preissteigerungen nachvollziehbar und es ist unklar, inwiefern sie allein auf höheren Herstellungskosten basieren.
Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln erscheinen nicht gerechtfertigt. Besonders häufig beobachten die Verbraucherzentralen zudem versteckte Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen. Sie fordern deshalb einen kritischen Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller, um zu prüfen, ob Unternehmen die aktuelle Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.