Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) bleibt eine zentrale Anlaufstelle für Ratsuchende. Rund jede zweite Beratung drehte sich 2024 um Energiefragen: fehlerhafte oder unverständliche Abrechnungen, untergeschobene Verträge, Preiserhöhungen oder Energiesparen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht 2024/2025 hervor, den VZB-Chef Christian A. Rumpke am Mittwoch in Potsdam im Rahmen einer Pressekonferenz an Ministerin Hanka Mittelstädt überreichte.
Hanka Mittelstädt, Ministerin für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz: „Steigende Lebenshaltungskosten in alltäglichen Bereichen und zunehmende Risiken durch betrügerische Machenschaften verunsichern viele Bürgerinnen und Bürger. Die Verbraucherzentrale Brandenburg stärkt die Menschen unseres Landes mit unabhängiger Beratung und Hilfsangeboten in Rechts- und Alltagsfragen. Diese wichtige Arbeit soll verlässlich mitfinanziert werden heute und in Zukunft. Damit setzen wir nicht nur ein wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um. Vielmehr geben wir als Landesregierung das klare Signal, dass Verbraucherschutz ein elementarer Bestandteil der Fürsorgepflicht für unsere Mitbürger ist.“
Der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) Christian A. Rumpke: „Unsere Verbraucherschutzarbeit war auch im vergangenen Jahr geprägt von den verschiedenen gesellschaftlichen Krisen, allen voran den gestiegenen Kosten für Grundbedürfnisse wie die Energieversorgung. Daher haben wir einen Schwerpunkt darauf gelegt, dass alle Brandenburgerinnen und Brandenburger unsere Angebote in Anspruch nehmen können, unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Wohnort. So haben wir im Jahr 2024 einen Sozialtarif für Menschen mit geringem Einkommen sowie Videoberatung in Deutscher Gebärdensprache für Gehörlose oder hörgeschädigte Ratsuchende eingeführt. Mitte 2025 haben wir unser Angebot um Videochatberatung für alle ergänzt, zusätzlich zu unserer Vor-Ort-Beratung in den Beratungsstellen und den Digimobilen auf Marktplätzen sowie unserer ortsunabhängigen telefonischen Beratung.“
Neben der landesweiten Beratung zu Verträgen, Energie, Finanzen und Versicherungen, Internet und Telekommunikation oder Ernährung stellt die VZB umfangreiche Informationsangebote bereit und setzt Verbraucherrechte konsequent auch durch Klagen und Abmahnungen gegen Unternehmen durch.
Ausführliche Einblicke in die Arbeit der VZB bietet der neue Jahresbericht 2024/2025, den VZB-Geschäftsführer Dr. Christian A. Rumpke gemeinsam mit Verbraucherschutzministerin Hanka Mittelstädt vorstellte. Das Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz fördert die VZB in diesem Jahr institutionell mit 2.734.000 Euro.
Schwarzliste Inkasso beliebtestes Online-Angebot
Nach dem außergewöhnlich hohen Beratungsbedarf der vergangenen Krisenjahre hat sich die Nachfrage bei der VZB wieder stabilisiert: 2024 verzeichnete die VZB rund 52.300 Kontakte (2023: 64.200), darunter über 12.000 umfassende Beratungen (15.400), 33.100 Kurzinformationen (40.000) und 7.200 Teilnehmende an Gruppenangeboten (9.000).
Die Beliebtheit der Online-Angebote stieg währenddessen weiter an: So erreichte das Portal verbraucherzentrale.de, das die VZB gemeinsam mit den Verbraucherzentralen in den anderen Ländern und ihrem Bundesverband betreibt, über 49,2 (Vorjahr: 44,6) Millionen Besuche. Der gleiche Trend galt für die Landeswebsite: verbraucherzentrale-brandenburg.de verzeichnete rund 827.500 (630.000) Besuche. Mit fast einem Drittel aller Klicks konzentrierte sich die größte Nachfrage weiterhin auf die von der VZB ins Leben gerufene Schwarzliste Inkasso, ein Angebot, mit dem sie immer aktuell über betrügerische Inkassoforderungen informiert (261.000 Besuche).
Energie weiterhin Schwerpunkt
Auch wenn die Energie(preis)krise langsam abflaut, bleibt die Nachfrage für Beratungen zu diesem Themenkomplex hoch – mit 49 Prozent drehte sich fast jede zweite Beratung um fehlerhafte oder unverständliche Abrechnungen, untergeschobene Verträge, Preiserhöhungen oder Energiesparen.
Nicht nur mit individueller Beratung, auch mit konsequenter Rechtsdurchsetzung unterstützt die VZB die Menschen. Beispielsweise mahnte sie im Berichtszeitraum drei Energiegrundversorger in Brandenburg ab, die ihren Kund:innen die gesetzlich vorgeschriebene Möglichkeit zur Kündigung via Kündigungsbutton nicht eingeräumt hatten. Gerade bei Energielieferverträgen und in Zeiten, in denen Neukund:innen viel günstigere Preise als Menschen mit älteren Verträgen erhalten, ist es wichtig, schnell und einfach alte Laufzeitverträge beenden und den Anbieter wechseln zu können. Die Intervention der VZB zeigte Wirkung: Alle drei Anbieter passten ihre Webseiten an und bieten nun einen Button zur schnellen Vertragskündigung.
Auch der Beratungsbedarf zu Waren und Dienstleistungen blieb hoch (19 Prozent) – dahinter verbergen sich Beratungen zu Fake-Angeboten und unseriösen Zahlungsaufforderungen, untergeschobenen Zeitschriftenabos, Problemen bei Gewährleistung und Reklamation oder Ärger mit Dating-Portalen. Dauerbrenner im Bereich Finanzen und Versicherungen (15 Prozent) waren Fragen zu Prämiensparen und fehlerhafter Zinsanpassung durch Sparkassen, zu Altersvorsorgeverträgen, Geldanlage und dem richtigen Versicherungsschutz sowie zu Betrug durch Phishing und vorgetäuschte Geldanlagen.
Starker Verbraucherschutz in der neuen Legislatur
Einen Schwerpunkt im Berichtsjahr legte die VZB auf ihre politische Arbeit für starken Verbraucherschutz: So veröffentlichte sie im Wahljahr ihre verbraucherpolitischen Forderungen für die aktuelle Legislatur 2024–2029 (verbraucherzentrale-brandenburg.de/wahl-2024). Dabei setzt sie sich beispielsweise für bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung, die Bekämpfung von Internetkriminalität, einen besseren Mieterschutz sowie lebensnahe Alltags- und Verbraucherbildung in den Schulen ein.
Neue Satzung stellt VZB zukunftsfähig auf
Im Jahr 2024 hat die VZB außerdem ihre Satzung erneuert. Die darin verbindlich formulierten Werte reichen von einem Bekenntnis zur Zugänglichkeit für alle Menschen bis zum Schutz künftiger Verbrauchergenerationen. Zudem wurde die VZB Mitglied im Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus. Durch ihre Mitgliedsverbände und -vereine stellt die VZB ihre Arbeit auf eine breite gesellschaftliche Basis. So können laut der neuen Satzung weder Einzelpersonen noch Parteien eine Mitgliedschaft bei der VZB beantragen – auch, um jedwede Form einseitiger Einflussnahme zu verhindern.
Um die Angebote der Verbraucherzentrale zukünftig noch besser auffindbar und für alle nutzbar zu machen, hat die Verbraucherzentrale Brandenburg gemeinsam mit den anderen 15 Verbraucherzentralen und ihrem Bundesverband ihr Erscheinungsbild modernisiert. So erscheint auch der Jahresbericht der VZB erstmals im neuen Look.
Jahresbericht zum Download
Der aktuelle Jahresbericht mit weiteren Zahlen, Themen und Rahmendaten zur VZB steht unter www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/unsere-jahresberichte zum Download bereit.