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Ewigkeits-Chemikalien PFAS: Wo sie stecken, warum sie problematisch sind

Stand:
Sie verschmutzen nicht nur dauerhaft Wasser und Boden, sondern reichern sich über die Nahrung und verbrauchernahe Produkte auch in Mensch und Tier an: Fluorchemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS).
Imprägnierspray wird auf hellblaue Regenjacke gesprüht

Das Wichtigste in Kürze:

  • Verminderte Wirkungen von Impfungen und verringerte Fruchtbarkeit, höhere Cholesterinwerte, höheres Diabetesrisiko, erhöhte Krebsgefahr: All das kann durch PFAS ausgelöst werden.
  • Sie werden als Ewigkeits-Chemikalien betitelt, weil sie sehr langlebig sind und in der Natur nicht abgebaut werden.
  • Die Verwendung der gesamten Stoffgruppe soll jetzt beschränkt werden, was die Verbraucherzentrale NRW sehr begrüßt.
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Was sind PFAS?

PFAS ist die Abkürzung für Poly- und Perfluoralkylsubstanzen. Es handelt sich dabei um mehrere tausend chemisch hergestellte Verbindungen. Allen PFAS gemeinsam ist grob gesagt, dass sie extrem stabile Kohlenstoff-Fluor-Bindungen enthalten. PFAS werden oft auch als PFC (Poly- und Perfluorcarbone) bezeichnet. Öffentliches Aufsehen erregt haben diese Ewigkeitschemikalien unter anderem durch den Dupont-Skandal in den USA, der in dem Film "Vergiftete Wahrheit" (engl. "Dark Waters") verfilmt wurde.

Zu welchem Zweck werden PFAS eingesetzt und welche Produkte können PFAS enthalten?

Diese Substanzen werden vielfältig in Produkten eingesetzt, unter anderem weil sie fett-, schmutz- und wasserabweisend wirken. Sie werden verwendet

  • als Schutz vor Flecken und Verschmutzungen auf Polstermöbeln, Teppichen, Tischdecken oder Bettwäsche,
  • als Antihaft-Beschichtung auf Pfannen, Raclette, Waffeleisen, Sandwichsmakern, Backformen oder Dauerbackfolien,
  • auf fettabweisenden Fast-Food-Verpackungen wie Gebäck- und Pommestüten oder Schüsseln aus Zuckerrohr (Bagasse),
  • in Mikrowellen-Popcorn-Verpackungen,
  • zur Imprägnierung von Textilien und Leder gegen Nässe, Öl und Schmutz,
  • in Kinderprodukten wie Buggys,
  • in fleckgeschützten Teppichen und Polstermöbeln,
  • als Membran in Outdoorkleidung und Wanderschuhen,
  • als Antibeschlagmittel für Gläser, zum Beispiel Brillen und optische Gläser,
  • als Zahnseide oder Zahnband zur Zahnreinigung,
  • in Farben und Lacken mit speziellen Eigenschaften,
  • in Fotopapieren, Papier für Klebeetiketten und Druckfarben,
  • in Wachsen oder Schmiermitteln, zum Beispiel in Ski-Wachsen,
  • in Kletterseilen,
  • als Pflanzenschutzmittel,
  • selten in Kosmetik,
  • in Feuerlöschschäumen,
  • Elektronikgeräten.

Wie kann ich erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält?

Ob ein Produkt PFAS enthält, lässt sich in der Regel nicht erkennen, da es in den meisten Produktbereichen keine Kennzeichnungspflicht für diese Ewigkeits-Chemikalien gibt. Hier einige Tipps und Hinweise:

Der "PFOA/PFOS-frei-Trick"

Hersteller werben häufig mit "PFOA/PFOS-frei" oder "GenX-frei" z.B. auf Pfannen, Textilien oder Imprägniermitteln. Das bedeutet jedoch nur, dass zwei bestimmte Einzelstoffe von mehr als 10.000 PFAS nicht enthalten sind, deren Einsatz mittlerweile sowieso verboten ist. Im Gegenteil: Die Werbung ist oft ein Hinweis darauf, dass das Produkt PFAS enthält!

"Frei von PFAS", "frei von PFC", "fluorfrei"

Diese Werbeaussagen umfassen tatsächlich die gesamte Stoffgruppe mit ihren mehr als 10.000 Mitgliedern. Wenn mit solchen Aussagen geworben wird, sollte das Produkt tatsächlich PFAS-frei sein.

Antihaftbeschichtungen

Lesen Sie sich die Gebrauchsanweisung durch. Meistens sind PFAS enthalten, wenn antihaftbeschichtete Pfannen, Backformen oder Waffeleisen  nicht über circa 200 Grad Celsius oder nicht leer erhitzt werden sollen. Auch wenn die Beschichtung nur mit Holz- oder Kunststoffpfannenwendern und keinen scharfen, spitzen Gegenständen in Kontakt kommen soll, wurden höchstwahrscheinlich PFAS eingesetzt. Denn diese Antihaft-Beschichtungen sind kratzempfindlich und zersetzen sich bei hohen Temperaturen.

Textilien, Kleidung, Polster, Teppiche

Begriffe wie "fleckgeschützt", "wasserabweisend", "ölabweisend" können Hinweise darauf sein, dass PFAS verwendet wurden.

Kosmetik

Zum Glück werden PFAS in Kosmetik eher selten eingesetzt. Ein Blick auf die Inhaltsstoffliste gibt hier aber leicht Aufschluss: Wenn "fluoro" im Namen eines organischen Inhaltsstoffes auftaucht, ist Vorsicht geboten.

Vorsicht bei ungewöhnlichen Materialeigenschaften

Papier, Pappe, Stoff oder andere Materialien wie Zuckerrohr saugen Wasser und Fett auf. Wenn Öl auf der Oberfläche dieser Materialien runde Tropfen bildet, dann kann dies ein Hinweis auf den Einsatz von PFAS sein. Diverse Backpapiere waren laut einer Untersuchung von ÖKO-TEST im Jahr 2021 jedoch nicht mit PFAS, sondern mit Silikonen behandelt. Dagegen wies ÖKO-TEST in einer Dauerbackfolie aus beschichteter Glasfaser PFOA über dem gesetzlichen Grenzwert nach.

Auskunftsrecht gilt nur für wenige PFAS

Mittlerweile stehen einige PFAS auf der Liste der besonders besorgniserregenden Schadstoffe. In diesem Fall muss Ihnen der Hersteller Auskunft geben, wenn mehr als 0,1 Gewichtsprozent (0,1 Gramm pro 100 Gramm) dieser Schadstoffe im Produkt enthalten sind. Wie Sie Ihr Auskunftsrecht nutzen können, erfahren Sie auf der Seite des Umweltbundesamts.

Über welche Quellen nehmen Menschen PFAS auf?

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden diese Chemikalien hauptsächlich über Lebensmittel und das Trinkwasser aufgenommen. Weitere Quellen sind die Außen- und Innenraumluft, Hausstaub und der Kontakt mit Verbraucherprodukten, die PFAS-haltige Chemikalien enthalten. Gestillte Kinder können PFAS über die Muttermilch aufnehmen.

Warum sind PFAS ein Problem?

PFAS sind extrem stabil und werden daher als Ewigkeits-Chemikalien bezeichnet. Sie sind biologisch nicht abbaubar und reichern sich daher in der Umwelt, in Mensch und Tier immer weiter an. Das trifft auf Industrieländer wie Deutschland zu und selbst in den entlegensten Regionen dieser Erde wurden diese Chemikalien schon nachgewiesen.

Bisher ist nur von einem kleinen Teil der PFAS bekannt, welche gesundheitlichen Schäden sie bewirken können. Oftmals werden sie von Mensch und Tier nur langsam abgebaut und ausgeschieden, sodass sie sich im Körper sogar anreichern können. Studien an größeren Bevölkerungsgruppen weisen darauf hin, dass bestimmte PFAS die Leber, das Hormon- und Immunsystem schädigen und den Fettstoffwechsel stören, die Wirkung von Impfungen verschlechtern, ein geringeres Geburtsgewicht zur Folge haben, die Fruchtbarkeit verringern oder Krebs erzeugen können.

Warum ist eine PFAS-Beschränkung dringend notwendig?

  1. Eine Beschränkung von PFAS ist dringend erforderlich, unter anderem, weil alle der deutschlandweit mehr als 1.000 untersuchten Kinder (GerES V-Studie) mit bestimmten PFAS belastet waren. Ein erheblicher Teil der Kinder wies so hohe Blutwerte auf, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht mehr sicher ausgeschlossen werden kann. Als mögliche Ursachen wurden in dieser Studie Muttermilch, kontaminiertes Trinkwasser und Imprägniersprays identifiziert. Auch im Blut von Erwachsenen sind in Europa PFAS nachweisbar.
  2. Verbote einzelner PFAS führten in der Vergangenheit dazu, dass diese durch andere, bisher nicht regulierte PFAS ersetzt wurden. Es ist aber nicht möglich in angemessener Zeit mehrere tausend Einzelsubstanzen in Bezug auf ihre Umwelt- und Gesundheitswirkung sowie Kombinationseffekte zu bewerten und jede einzeln gessetzlich zu beschränken. Allen PFAS gemeinsam ist ihre extreme Stabilität in der Umwelt. Daher ist es notwendig, den Einsatz der gesamten Stoffgruppe zu beschränken.

Wo in Deutschland PFAS hergestellt oder verwendet werden, sind Boden und Wasser und auch die Menschen häufig mit PFAS belastet. Jedes Jahr, in dem die Substanzen weiter im großen Umfang genutzt werden dürfen, bedeutet eine noch größere Belastung von Mensch und Umwelt mit Ewigkeits-Chemikalien.

Zusammen mit 4 weiteren EU-Staaten setzt sich Deutschland für eine Beschränkung der PFAS ein. Konkret sollen Verwendung von rund 10.000 Einzelsubstanzen reguliert werden.

Industrieverbände wehren sich derzeit massiv gegen die geplante PFAS-Beschränkung unter anderem mit dem Argument, dass die Klimaziele der EU ohne diese Chemikalien nicht erreichbar seien.

Es ist aber kein sofortiges Totalverbot, sondern eine Beschränkung mit Augenmaß geplant. So sieht der Gesetzesentwurf sehr lange Übergangsfristen von bis zu 13,5 Jahren und Ausnahmen für unverzichtbare Anwendungen vor.

Notwendig ist auch die Regulierung fluorierter Kunststoffe (Polymere), da sie über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, also schon bei der Herstellung und auch bei ihrer Entsorgung, erheblich zur Umweltverschmutzung beitragen können. Gesetzliche Beschränkungen der PFAS werden die Forschung nach umweltverträglicheren Alternativen beschleunigen. So entwickelte beispielsweise das Fraunhofer Institut bereits eine fluorfreie Antihaftbeschichtung.

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