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Das Wichtigste in Kürze:
Grillzeit: Bei der Auswahl von Fleisch ist vielen wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden (siehe Ernährungsreport des Bundesministeriums). Oft wird in den Supermärkten und in Werbeflyern mit besseren Haltungsbedingungen der Tiere geworben. Aber nur selten sind die genauen Kriterien nachvollziehbar. Die "Weidehaltung" von Rindern haben wir unter die Lupe genommen.
Im Rahmen einer bundesweiten Stichprobe im Sommer 2018 haben die Verbraucherzentralen eine Vielzahl von Rindfleischangeboten mit ausgelobter Weidehaltung gefunden. Es handelte sich meist um Importware aus den USA, Irland, Argentinien oder Uruguay, die als Premium-Rindfleisch z.B. mit folgenden Werbeaussagen angepriesen wurde:
Die Begriffe "Weiderind" und "Weidehaltung" sind lebensmittelrechtlich weder geschützt noch definiert. Oft werden nur landschaftliche Gegebenheiten wie "heimische Grassteppe" oder "saftig grüne Weiden" beschrieben – wenn überhaupt Angaben über die Haltungsbedingungen gemacht werden.
Es gibt keine Aussagen darüber, wie lange die Rinder auf den Weiden gehalten werden (ganzjährig oder wie viele Tage im Jahr), wie viele Quadratmeter Weidefläche pro Rind zur Verfügung stehen und wie die Haltung im Stall aussieht, wenn die Rinder nicht auf der Weide sind. Auch welches Futter sie bekommen, ist nicht beschrieben.
Die alleinige Auslobung "aus Weidehaltung" ist somit aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht nachvollziehbar.
Auch der Begriff "Weidemilch" ist lebensmittelrechtlich nicht geschützt. Bei solcher Werbung können Sie also ebenfalls kaum sicher sein, was wirklich dahinter steckt. Eine der positiven Ausnahmen: Seit dem Jahr 2017 gibt es in Deutschland das "Pro Weideland"-Label mit definierten Kriterien für die Erzeugung von Weidemilchprodukten. Nach den Anforderungen von Pro Weideland grasen die Milchkühe mindestens 120 Tage pro Jahr für mindestens sechs Stunden auf der Weide und erhalten nur gentechnikfreies Futter. Pro Kuh müssen mindestens 2000 m² Grünland und davon mindestens 1000 m² als Weidefläche zur Verfügung stehen.
Da das Oberlandesgericht (OLG Nürnberg im Feburar 2017) befunden hatte, dass die Bezeichnung "Weidemilch" rechtmäßig ist, wenn die Kühe an 120 Tagen im Jahr für mindestens 6 Stunden auf der Weide stehen, orientieren sich die meisten Anbieter in Deutschland zumindest an diesen Zeiträumen.
Die Verbraucherzentralen fordern darum Anbieter von Fleisch aus "Weidehaltung" auf, nachvollziehbar über ihre Haltungsbedingungen zu informieren.
Viele Verbraucher denken bei Rindfleisch aus Übersee, insbesondere aus Südamerika und den USA, an artgerechte Haltung - was von der Werbung ja auch so transportiert wird. Doch die tatsächlichen Methoden der Rindermast stehen zum Teil im deutlichen Widerspruch zu diesen Vorstellungen. So werden dort viele Rinder in den letzten drei bis vier Monaten der Mast in großen "Feedlots" gehalten.
Feedlots (übersetzt: Fressplätze, Futterplätze) sind gigantische Viehgehege, meist unter freiem Himmel. Auf großen Flächen ohne Weidezugang werden meist einige tausend bis zu 100.000 Tiere gemästet. Saftig grüne Weidelandschaft? Fehlanzeige! Die Rinder stehen, laufen und liegen vorwiegend auf Erde und Sand, teilweise im tiefen Matsch.
In den Futterstationen erhalten die Rinder meist Kraftfuttermischungen aus Getreide und Soja anstelle von Gras oder Heu, um in kürzester Zeit möglichst viel Gewicht zuzunehmen. So soll das Fleisch auch schön marmoriert und zart werden. Doch diese Fütterung ist nicht artgerecht für Rinder. Die Wiederkäuer vertragen am besten Rauhfutter wie Gras und Heu. Hohe Kraftfuttergaben führen hingegen oft zu Stoffwechselstörungen, Entzündungen und Krankheiten.
Die Rinderhaltung in Feedlots muss, wie andere Haltungsbedingungen, auf Fleischprodukten nicht gekennzeichnet sein. Darum können Sie im Handel nicht erkennen, ob das Rindfleisch aus Feedlots stammt.
Manchmal gibt es vage Hinweise auf die Haltung in Feedlots. Doch wer noch nie von dieser Art der Rindermast gehört hat, wird diese Andeutungen (in kursiv) nicht erkennen, geschweige denn verstehen:
Wenn "Weidefleisch" auf den Tisch kommen soll, können Sie beispielsweise nach regionalen Anbietern suchen. Es gibt Erzeuger, die Fleisch aus eigener Weidehaltung direkt ab Hof, auf Wochenmärkten oder regional in Supermärkten verkaufen. Hier können Sie nachfragen - zum Beispiel danach, wie lange die Tiere auf der Weide standen.
Auch Rinder aus Biohaltung müssen nach den Vorschriften der EU-Öko-Verordnung ständigen Zugang zu einem Auslauf haben, wann immer die Witterungsbedingungen dies zulassen. Eine Endmast im Stall ist allerdings möglich, sie darf maximal ein Fünftel der Lebenszeit bzw. maximal drei Monate dauern. Feedlots und hohe Kraftfuttergaben sind aber ausgeschlossen.
Wenn Rindfleisch mit dem Label "Haltungsform 4" gekennzeichnet ist, hatten die Rinder an mindestens 120 Tagen pro Jahr jeweils für mindestens 6 Stunden Weidegang. Bei Haltungsform 4 kann es sich sowohl um Bio,- als auch um konventionelles Fleisch handeln.
Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.